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"Auf sieben Beinen" von Fine Sturm

 

Autor/in:            Fine Sturm

 

Titel:                    Auf sieben Beinen

 

Genre:                 Liebesroman

 

Erschienen:        Dezember 2020

 

ISBN:                    978-3-9696-6693-7  

 

Transparenz

Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise für eine Werbekampagne von der Agentur Mainwunder und der Autorin zur Verfügung gestellt worden ist. Meine Meinung wurde dadurch nicht beeinflusst.

 

Klappentext

Franzis Angst vor Hunden ist riesengroß, hat sie doch vor über zehn Jahren durch einen Hundebiss ihren Unterschenkel verloren. Seither quält sie ihre Unsicherheit und sie hat sich der Liebe verschlossen. Zu groß ist die Angst vor Zurückweisung.

Als dann der lebensfrohe Jan in ihr Leben platzt, spürt sie, wie sehr sie sich bereits in ihr Schneckenhaus zurückgezogen hat. Dabei ist er genau das, wonach sich Franzi schon so lange sehnt…

Es gibt nur zwei Probleme, die zwischen ihr und ihrem Liebesglück stehen: Er darf auf keinen Fall von ihrer Behinderung erfahren! Und – Jans bester Freund hat nicht nur seidenweiches Fell, sondern hat auch ganz schön scharfe Zähne…

 

Buchtitel und Coverdesign

Das Cover ist einfach wow! So wunderschön, dass mir kurzzeitig die Worte fehlten. Die Farben des Himmels in der Abenddämmerung in einer Mischung aus lilafarbenen Tönen in Kombination mit der Silhouette eines Pärchens, was aneinander gelehnt auf einer Parkbank sitzt, versprüht unglaublich viel Romantik. Es ist eine ruhige Szene, die Links der Darstellung mit einem Baum neben der Bank abgerundet wird, während rechts daneben ein kleiner Hund zum Paar hochblickt. Es macht einen sehr gemütlichen und innigen Eindruck und mit den verschiedenen Farben ist das Cover ein absoluter Blickfang!

Der Titel „Auf sieben Beinen“ lässt, in Kombination mit dem Klappentext, auf eine äußerst intensive Geschichte schließen, die voll von schwierigen Situationen und von verschiedensten Angstüberwindungsprozessen geprägt sein müsste. Ich war sehr gespannt, was aus der versprochenen inhaltlichen Vielfalt gemacht worden ist.

 

Charaktere

Franziska Weger ist Ende zwanzig, studierte Architektin und arbeitet aktuell in einer kleinen Eisdiele. Sie trägt seit mehr als zehn Jahren eine Beinprothese, da sie durch einen Hundebiss einen ihrer Unterschenkel verloren hat. Seit diesem schrecklichen Tag vor vielen Jahren hat sie unglaubliche Angst vor Hunden und leider haben sich auch nach und nach, bis auf ihre beste Freundin Kicki, viele Menschen aus ihrem Umfeld von ihr abgewandt. Franzi ist auch heute noch unsicher und frustriert über ihre körperliche Situation. Ihre Eltern neigen dazu, sie übermäßig behüten zu wollen und sie selbst muss immer mehr berufliche Rückschläge einstecken. Außerdem hatte Franzi in ihrem Leben noch nie eine Beziehung, was natürlich noch zusätzlich zu ihrer unglücklichen Situation beiträgt.

Jan Zeder ist, genau wie sein Vater, ebenfalls Architekt. Er lebt mit seinem Hund Hansi zusammen und ist vom Typ her ein absoluter Familienmensch. Jan kann man nur gernhaben, denn er ist jemand, der sich für die Dinge einsetzt, die ihm etwas bedeutet. Auch wenn es mal Rückschläge gibt oder er Dinge nicht versteht, gibt es nicht auf und bringt den Menschen um sich herum sehr viel Vertrauen entgegen.

 

Schreibstil und Handlung

Fines Schreibstil ist sehr angenehm und flüssig, sodass ich für das Lesen von „Auf sieben Beinen“ gar nicht mal so lange gebraucht habe. Schon der Einstieg, der Franzis Unfall schilderte, war unglaublich emotional und mitreißend gestaltet, sodass man gar nicht anders konnte, als weiter zu lesen. Auch die verschiedenen Gefühlsbeschreibungen in den einzelnen Situationen waren zu Beginn des Buches sehr authentisch und nachvollziehbar dargestellt. Allerdings konnte dieser Zustand leider nicht über die ganze Bandbreite der Geschichte aufrechterhalten werden. Nach und nach wirkten viele Emotionen auf mich sehr überspitzt und teilweise auch unpassend für die geschilderten Szenen, weshalb ich immer mal wieder Probleme hatte, einzelne Szenen in ihrem ganzen Ausmaß überhaupt fassen zu können. Auch ist mir vermehrt aufgefallen, dass vereinzelte Wörter nicht so gut zu einigen beschriebenen Situationen gepasst haben oder gar zu oft verwendet worden sind. Dies führte z. B. auch dazu, dass Franzis Charakter auf mich nicht sonderlich sympathisch wirkte, sondern eher in Richtung unausstehlich und nervig abdriftete. Besonders hervorheben muss ich aber auch, dass die Autorin es sehr gut schafft, ernste Szenen mit ein wenig Humor aufzulockern. Meistens bezog sich dieser auch auf Hund Hansi, sodass man selbst als Leser und auch Protagonistin Franzi nach und nach sehen konnte, dass Hunde nicht immer nur böse sind oder ein Problem bedeuten.

Inhaltlich gesehen war ich unglaublich neugierig auf die Geschichte aufgrund der Themenwahl. Es ist nicht einfach über Behinderungen und Ängste zu schreiben und ich wollte unbedingt wissen, wie diese beiden Bereich vereint werden und mit ihnen umgegangen wird. Letztendlich blieb es sogar nicht bei nur diesen Themen, sondern es kamen noch ein beruflicher Wettbewerb und ein kleines Familiendrama mit hinzu. Für meinen Geschmack muss ich sagen, dass das Buch dadurch auf mich etwas überladen wirkte. Die Auseinandersetzung mit Ängsten und Behinderungen ist schon so schwer genug, dass die Geschichte nicht noch zusätzliche Dramen gebraucht hätte.

Die Bedingungen, unter denen sich Franzi und Jan kennengelernt haben, waren grundsätzlich realistisch dargestellt, aber ab einem gewissen Punkt, als sich ihre zufälligen Treffen immer weiter anhäuften, obwohl sie überhaupt nichts miteinander zu tun hatten, wirkte es mir etwas zu gewollt, als müssten gerade diese beiden unbedingt zueinanderfinden. Das hatte mit Zufall nichts mehr zu tun. Klar, für das Buch war es genau so geplant, aber man hätte es vielleicht etwas dezenter verpacken müssen.

Der Umgang mit den Themenbereichen Angst und Behinderung war an sich nicht verkehrt. Franzis Ängste, seien es nun die vor Hunden oder die vor den Reaktionen anderer Menschen, waren für mich von Anfang an sehr gut zu verstehen und nachzuvollziehen. Ich konnte mich auch sehr gut in sie hineinversetzen, aber ab einem gewissen Teil wurden mir ihre Gedanken und Reaktionen auf die verschiedenen Gegebenheiten einfach zu extrem. Ja, sie hat ein schwieriges Erlebnis durchgemacht, dass sie für den Rest ihres Lebens beeinträchtigen und prägen wird, aber trotz all der langen vergangenen Zeit hat sie ihre Situation noch immer nicht akzeptiert. Sie nimmt oft keine Rücksicht auf ihren Körper, auch wenn dieser dringend Ruhe braucht, und versucht unbedingt ein ‚normales Leben‘ wie jeder andere auch zu führen. Immer wieder sagt sie sich, dass es schon gehen wird, statt auf die Signale zu achten oder gar die Ratschläge ihres behandelnden Arztes anzunehmen. Das alles nur, weil sie nicht schwach wirken will oder andere Leute ihre Behinderung sehen sollen, da dies früher in der Schule wohl nicht so gut aufgenommen worden ist. Sie verurteilt sich permanent selbst und ist unglaublich festgefahren in ihrer Denkweise, was ich so für mich überhaupt nicht nachvollziehen konnte. Wenn es mir doch nicht gut geht und es Möglichkeiten gibt, wie ich meinen Zustand verbessern kann, dann ziehe ich diese doch zumindest in Betracht, oder etwa nicht? Dann lehne ich doch nicht alles rundheraus ab und stoße damit den Menschen in meinem Umfeld immer und immer wieder vor dem Kopf oder verbanne sie gar komplett aus meinem Leben? Das ist zumindest meine Einstellung dazu und leider wirkte Franzi aufgrund all dieser Gegebenheiten auf mich ziemlich kindisch und absolut nicht ihrem Alter entsprechend. Sie legte ein sehr ruppiges Verhalten an den Tag und war meist unfreundlich, weshalb ich mich mit ihrem Charakter fast gar nicht anfreunden konnte. Ich bestreite nicht, dass das Auseinandersetzen mit solch einer Situation nicht einfach ist, aber man selbst ist derjenige, der am ehesten etwas an der eigenen Situation ändern kann. In diesen Bereichen ticke ich einfach total anders, weshalb es mir schwer viel, ihr Verhalten so zu akzeptieren.

Wenn ich nun zu Protagonist Jan umschwenke, war auch er mir nicht direkt von Beginn an sympathisch. Er hat sich auch einiges geleistet vom Verhalten her, wo ich zunächst nur mit dem Kopf schütteln konnte. Allerdings entwickelte er sich, mit steigendem Interesse für Franzi, sehr gut weiter und brachte ihr z.B. Vertrauen entgegen, was sie meiner Meinung nach überhaupt nicht verdient hatte. Im direkten Vergleich zu ihr muss ich allerdings sagen, dass er auf mich ziemlich blass wirkte. Ich kann kaum etwas zu ihm oder seinem Charakter sagen, außer welchen Beruf er ausübt und dass er einen Hund besitzt… sein Charakter hätte eindeutig mehr ausgefeilt werden müssen, damit er einen richtigen Platz in der Geschichte hat.

Zum Ende der Geschichte hin geriet der besagte Wettbewerb nochmal etwas mehr in den Fokus und dadurch wurde sogar ein kleines Familiendrama heraufbeschworen. Tja, was soll ich sagen – ich fand die Darstellung des vermeintlichen Problems unrealistisch und die Verhaltensweisen der Involvierten absolut nicht angebracht. Es war für mich einfach zu viel und hat nicht wirklich zum Rest der Geschichte gepasst. Wenn ich die letzten Seiten mit der Message der restlichen Geschichte vergleiche, dann waren diese einfach komplett gegensätzlich und haben für mich inhaltlich nicht harmoniert. Ein anderes Ende ohne nochmal eine Runde zusätzliches Drama hätten mir besser gefallen, auch wenn ich grundsätzlich mit der Entwicklung der Geschichte und auch der Entwicklung zwischen den einzelnen Charakteren recht zufrieden gewesen bin. Diese Geschichte hat Mut gemacht. Man kann seine Ängste durchaus überwinden und nur weil man eine Behinderung hat, wird man noch lange nicht von der Welt verstoßen. Erwartet hatte ich ein wenig etwas anderes, aber ich verstehe durchaus die Intention hinter der Geschichte.

 

Fazit

„Auf sieben Beinen“ ist ein sehr interessantes Debüt der Autorin mit einigen schwierigen und überaus ernsten Themen. Die Umsetzung war nicht ganz meiner Vorstellung entsprechend, aber sie war allemal nicht schlecht. Ich würde definitiv in Erwägung ziehen, noch mehr von Fine Sturm zu lesen.

 

Bewertung: 3 YYY von 5 Sternen  

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