Autor/in: Brittainy C. Cherry
Titel: Durch die kälteste Nacht
Reihe/Band: Compass, Band 1
Genre: Young Adult/Liebesroman
Erschienen: März 2021
ISBN: 978-3-7363-1462-7
Transparenz
Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise vom Verlag und der Lesejury durch die Teilnahme an einer Leserunde zur Verfügung gestellt worden ist. Meine Meinung wurde dadurch nicht beeinflusst.
Klappentext
Ich habe so lang in der Dunkelheit gelebt, dass ich dein Licht fast vergessen hätte.
Als ich Kennedy Lost das erste Mal nach all den Jahren wieder begegnete, hätte ich sie fortschicken sollten. Ich hätte ihr sagen müssen, dass sie nie wieder zurückkommen soll und dass ich sie nicht wiedersehen will, weil ich sie nicht brauche. Aber dann erkannte ich, dass sie kurz vor dem Ertrinken war. Ich sah, dass sie von Erinnerungen und Schuldgefühlen auf den Grund gezogen wurde. Die Traurigkeit in mir erkannte dieselbe Traurigkeit in ihr, und ich wusste plötzlich, dass nichts auf der Welt mehr zählte, als Kennedy das Gefühl zu geben, dass selbst dieser Teil von ihr es wert ist, geliebt zu werden – auch wenn mein eigenes Herz daran zerbrechen würde …
Buch-/Reihentitel und Coverdesign
Das Cover ist wieder einmal sehr dezent und düster gestaltet. Dunkle verworrene Nebelschwaden sind überall verteilt und es ist stockfinster. In der Mitte des Ganzen ist ein glitzernder Lichtschein zu erkennen – es erinnert mich sehr stark an die Redewendung „Das Licht am Ende des Tunnels sehen“.
Durch den Klappentext und den Titel kam bei mir sehr stark die Vermutung auf, dass es sich bei „Durch die kälteste Nacht“ um eine Geschichte voller schwieriger Lebensphasen und -situationen handelt, die man erst einmal überwinden muss, um wieder Licht hereinzulassen. Wenn meine Vermutung stimmt, dann passt auch die gestalterische Darstellung des Covers unglaublich gut, jedoch weckt die Düsternis den Wunsch nach unglaublich vielen emotionalen Szenen und Themen.
Charaktere
Kennedy Lost war früher ein kleiner Sonnenschein. Sie tanzte im Regel, sprach mit den Vögeln und es war ihr vollkommen egal, was andere von ihr dachten. Sie war lebensfroh, aufgeweckt, kreativ und voller Fantasie – absolut unangepasst an andere Kinder ihres Alters, aber unglaublich mutig.
Viele Jahre später, nach einem schwerwiegenden Verlust und Gefangenschaft in einer lieblosen Ehe, steht sie nun vor einem Neuanfang in der Kleinstadt Havenbarrow. Eigentlich ist sie Autorin, allerdings ist sie so sehr von Schuldgefühlen geplagt und von verschiedensten Ängsten eingenommen, dass ihr jegliche Motivation und Inspiration fehlt.
Jaxson Kilter war einst ein schüchterner, zurückhaltender Junge, der von allen gemobbt wurde. Mit seiner kreativen Ader und Vorlieben, die nicht gerade typisch für Jungs gewesen sind, war er schon immer eher ein Mama-Kind und musste um die Anerkennung seines Vaters regelrecht kämpfen.
Jahre später ist er zu einem mürrisch wirkenden und äußerst wortkargen Kerl mutiert, der sehr zurückgezogen lebt und sehr leicht von anderen Menschen genervt ist. Das Verhältnis zu seinem Vater ist immer noch sehr schwierig, auch wenn er dessen Rohrreinigungsfirma übernommen hat, als dieser krank geworden ist. Seine letzte Beziehung hat er vor kurzer Zeit beendet, denn er scheint für Gefühle nicht geschaffen zu sein, weshalb er in solchen Dingen meist sehr abweisend reagiert.
Schreibstil und Handlung
Brittainy C. Cherry hat auch mit „Durch die kälteste Nacht“ wieder einmal bewiesen, wie gut sie schreiben kann. Angenehm, äußerst flüssig und mitreißend, gepaart mit vielen emotionalen und intensiven Momenten, konnte ich der Geschichte unglaublich gut folgen. Auch ernste Szenen schafft sie angemessen aufzulockern mit humorvollen Einwürfen oder galanten Themenwechseln. Das Tempo der Geschichte variierte in diesem Buch sehr stark. Zunächst ging es recht langsam los und man hatte teilweise ein wenig das Gefühl auf der Stelle zu treten, aber bald steigerte sich das Tempo bis zum Ende hin einiges Schlag auf Schlag passierte. Mich hatte dieser Unterschied nicht sonderlich gestört und hätte ich für das Buch nicht an einer Leserunde teilgenommen, hätte ich es wahrscheinlich an einem Tag ausgelesen.
Die einzelnen Kapitel sind in der Erzählperspektive der ersten Person, abwechselnd aus der Sichtweise von Kennedy und Jaxson, geschrieben. Von beiden Protagonisten konnte man dadurch einen sehr genauen Charaktereindruck gewinnen und sich außerdem sehr intensiv in sie hineinversetzen, da man jegliche Gedanken und Gefühle übermittelt bekommen hat. Allerdings werden die Kapitel nicht immer nur in der Gegenwart erzählt, denn die Geschichte wird öfter von Rückblenden unterbrochen, die Kennedy und Jax zeigen als sie noch Kinder gewesen sind und sich gerade erst kennengelernt haben. Gerade diese Szenen wiesen einen unglaublich Kontrast der Persönlichkeiten auf, der gleichermaßen faszinierend wie schockierend gewesen ist.
Allerdings ist mir etwas aufgefallen, was mir vorher noch nie mit einem Cherry-Buch passiert ist – ich habe hier und da beim Lesen gestockt, denn die Wortwahl war für verschiedene Szenen einfach zu hart und hat nicht mit dem generellen Verhalten der Charaktere übereingestimmt. Vielleicht lag es an der Übersetzung, ich weiß es nicht. Jedenfalls hat es nicht gepasst.
Handlungstechnisch bot „Durch die dunkelste Nacht“ wieder ein sehr angenehmes Kleinstadt-Setting mit den typischen Eigenschaften von jeder kennt jeden, zu der Einmischung in fremder Leute Angelegenheiten, über Vorurteile, etc. Trotz einiger etwas schräger Persönlichkeiten haben ich mich in Havenbarrow sehr wohl gefühlt. Besonders die Nebencharaktere Connor und Joy muss ich positiv hervorheben, denn sie haben nicht nur der Stadt, sondern auch der ganzen Geschichte einen ganz eigenen Aufdruck verpasst. Ich liebe alle beide und hoffe sehr, dass sie auch in weiteren Bänden noch Auftritte haben werden. Apropos Charaktere – Kennedy und Jax waren mir beiden sehr sympathisch, obwohl ich bei Jax einige Zeit gebraucht habe, bis ich mit ihm warm geworden bin. Die Beziehungsentwicklung zwischen den beiden war einerseits sehr kontrastreich, denn der Vergangenheit nach zu urteilen war es eher eine Friends-to-Lovers-Geschichte, während die Gegenwart betrachtend es gewissermaßen wie eine Enemys-to-Lovers-Geschichte gewirkt hat. Letztendlich waren jedoch jegliche Schritte, die die beiden wieder aufeinander zu gemacht haben authentisch dargestellt und auch das Tempo fühlte sich für mich richtig an. Auch war ich sehr begeistert, dass sich die einzelnen Charaktere, egal ob Haupt- oder Nebencharakter, selbst treu bleiben.
Was mir allerdings noch sehr stark aufgefallen ist, sind die Parallelen die es zu „Wenn der Morgen die Dunkelheit vertreibt“ gibt. Hätte ich das Buch nicht gerade erst gelesen, wäre es mir vielleicht gar nicht aufgefallen, aber allein das sich das Setting, die Charaktere und auch gewissermaßen die Probleme der Protagonisten sehr ähneln, machte mich etwas stutzig. Die ‚Problemlösung‘ war für jeden Charakter eine andere und auch die Hintergründe waren dann schon etwas verschieden, aber trotzdem war es auffällig. Im Großen und Ganzen hat das der Geschichte für mich aber keinen Abbruch getan – alles war so real und für mich gut nachvollziehbar, dass ich wieder einmal ein tolles Leseerlebnis hatte.
Fazit
Der erste Band der „Compass“-Reihe, eine neues Buch von Brittainy C. Cherry – und ich habe es wieder geliebt! ♥ Es ist zwar etwas anders, als wir es sonst von der Autorin kennen, weist minimale Schwächen auf, aber trotzdem hat mir das nicht den Lesespaß oder die Vorfreude auf die weiteren Bände genommen. Wie immer gibt es eine dicke Empfehlung von mir!
Bewertung: 5 YYYYY von 5 Sternen
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