Autor/in: Lex Croucher
Titel: Girls before Earls:
Alte Geheimnisse und neue Skandale
Genre: Regency Romance
Erschienen: September 2022
ISBN: B09X616Q25
Transparenz
Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise vom Verlag über NetGalley zur Verfügung gestellt worden ist. Meine Meinung wurde dadurch nicht beeinflusst.
Klappentext
Selbstbewusste Protagonistinnen, Diversität, rauschende Feste und geheime Küsse: Mit diesem Regency-Roman wird aus jeder Tea-Time eine Party!
England zur Regency-Zeit: In der Obhut ihrer Tante soll aus Bücherwurm Georgiana eine tugendhafte junge Dame werden. Wie langweilig! Sie sehnt sich nach Freundinnen - und nach Abenteuer! In Frances, Lord Campbells Tochter, findet sie eine Verbündete. Die Adlige entführt sie in eine Welt voll trunkener Ausschweifungen und verlockender Begegnungen. Georgiana liebt das Leben der High Society. Und sie kann gar nicht genug bekommen von den Blicken, die ihr der attraktive Thomas zuwirft. Aber als die schillernde Welt ihre Schattenseiten zeigt, müssen die Freundinnen mehr denn je zusammenhalten.
Buchtitel und Coverdesign
Das Cover zu „Girls before Earls“ ist recht hell gestaltet und scheint eine Szene an der frischen Luft darzustellen. Während im Vordergrund mittig drei junge hübsche gleichaltrige Mädchen in schönen Kleidern stehen, kann man im Hintergrund ganz leicht ein See- oder Flussufer erahnen. Die drei könnten Freundinnen sein, was auch sehr gut zum Titel des Buches passen würde. Dieser selbst ist im oberen Bereich in einer schildähnlichen Form platziert worden und unterstützt das Cover seinen Regency-Charme zu versprühen. Aber oberen Coverrand ziehen sich ein paar Blumenranken über die gesamte Breite. Alle Farben harmonieren geradezu perfekt miteinander und geben ein insgesamt sehr stimmiges Bild ab.
„Girls before Earls“ könnte auch bedeuten „Freundschaft vor Liebe“ bzw. dass der freundschaftliche Zusammenhalt viel wichtiger ist, als sich bspw. wegen eines Mannes zu streiten. „Alte Geheimnisse und neue Skandale“ ist als Untertitel mit einer reißerischen Überschrift zu vergleichen. Es macht neugierig, herauszufinden, um welche Geheimnisse es sich wohl handeln mag. Skandale im Regency-Bereich deuten meist auf geheim Liebschaften hin, wobei ich nach Lesen der Geschichte eher davon überzeugt bin, dass es dabei mehr um das exzessive Verhalten der Charaktere geht als etwas anderes. Aber dazu mehr im weiteren Verlauf meiner Rezension.
Charaktere
Miss Georgiana Ellers führt ein recht unaufgeregtes, zurückgezogenes Leben und ist eine Buchliebhaberin durch und durch. Da ihre Eltern aus gesundheitlichen Gründen ans Meer gezogen sind, wurde sie zu ihrer Tante und ihrem Onkel aufs Land geschickt, um dort zu leben. Von elterlicher Zuneigung und Liebe kann man im Hause Ellers leider kaum sprechen. Georgianas größter Wunsch ist es dazu zu gehören. Dabei legt sie recht eigensinniges Verhalten und eine große Klappe an den Tag, was sie stellenweise aber auch stark naiv wirken lässt.
Insgesamt hatte die Geschichte noch viele weitere Charaktere, allerdings konnte ich nicht noch ‚den einen‘ zweiten Hauptcharakter ausmachen. Stellenweise hatte ich das Gefühl, dass die Geschichte eigentlich von Miss Frances Campbell handelt, die Georgiana zu Beginn der Geschichte kennenlernt, und nicht über Georgiana selbst. Das war für mich etwas irritierend und verwirrend zugleich.
Schreibstil und Handlung
Bei „Girls before Earls“ handelt es sich um den Debütroman von Autorin Lex Croucher. Die Geschichte ist vollständig aus der Sicht von Miss Georgiana Ellers geschrieben, was leider nur bedingt dafür gesorgt hat, dass ich mich gedanklich und gefühlsmäßig in sie hineinversetzen konnte. Oftmals konnte ich sie nicht verstehen und viele ihrer Entscheidungen hätte ich persönlich anders getroffen. Ansonsten hielt der Schreibstil eine Menge Beschreibungen parat, die für meinen Geschmack zu viel gewesen sind. Mir persönlich fehlte es an Dialogen und wirklichen Unterhaltungen zwischen den einzelnen Charakteren, denn was an Beschreibungen zu viel vorhanden gewesen ist, gab es an Wortwechseln in meinen Augen zu wenig.
Handlungstechnisch muss ich sagen, dass das meiste für mich leider nicht in die Regency-Zeit gepasst hat. Ständig gab es Partys, überall wurde Alkohol in Massen getrunken oder Drogen konsumiert. Es war ein ständiges sich im Kreis drehen und für die damalige Zeit ein viel zu übertriebenes Bild. Meine Erwartungen an die Geschichte haben diese Schilderungen einfach vollkommen über den Haufen geworfen. Generell bin ich mir auch nach Abschluss des Buches noch gar nicht wirklich sicher, was eigentlich die Grundhandlung der Geschichte gewesen sein soll. Es wirkte auf mich eher wie die langweilige und auch äußerst langwierige Aneinanderreihung der immer gleichen Alltagssituationen reicher verwöhnter Jugendlicher, die sich an keinerlei Regeln halten und die immer dazu neigen negativ aufzufallen. Grundsätzlich könnte man das als einen Schrei nach Hilfe auffassen, aber solche eine Interpretation lies die Geschichte nur begrenzt zu, denn jegliche Aspekte dieser Art wurden nicht wirklich weiter beachtet. Auch habe ich zwischen den einzelnen Charakteren weder wahre Freundschaft noch echte Liebe fühlen können, auch wenn der Klappentext etwas anderes erhoffen lässt. Die meiste Zeit bin ich ehrlich gesagt einfach nur von der Handlung und den Akteuren genervt gewesen. Zusätzlich schockiert haben mich jedoch die mehrfach existenten Schilderungen von sexueller Belästigung und noch schlimmeren Handlungen, die im weiteren Verlauf allerdings ebenfalls nicht weiter ausgeführt oder ausgearbeitet worden sind – weder für die heutige noch für die damalige Zeit. Wenn ich solche Themen auf den Tisch bringe, dann muss auch ordentlich damit gearbeitet werden, aber nicht einfach nach dem Motto „hinklatschen und liegen lassen“ vorgehen. Das Beste an der Geschichte waren für mich die Charaktere Betty und Thomas, die leider viel zu wenig Auftritte bekommen haben und die ich beide gerne noch ein wenig besser hätte kennenlernen wollen. Hätte man Thomas‘ Geschichte noch etwas weiter ausgebaut, dann wäre er ein toller Protagonist geworden und Betty hätte vielleicht früher oder später auch ihre eigene Geschichte bekommen können. Den beiden Personen ist es zu verdanken, dass die Story meinerseits überhaupt einen Stern bekommt, denn ohne sie bin ich mir nicht sicher, ob ich an der Geschichte überhaupt etwas gut gefunden hätte.
Fazit
„Girls before Earls“ hat mich leider auf ganzer Länge enttäuscht. Was war das bitte für eine Geschichte? Ich habe keine Grundhandlung ausmachen können und von den Charakteren möchte ich gar nicht erst anfangen. Auch wenn der Werbeslogan etwas anderes sagt: Die Story ist absolut nicht mit ‚Bridgerton‘ vergleichbar!
Bewertung: 1 Y von 5 Sternen
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